Entwicklung der chronischen metabolischen Azidose unter Dialyse

Das Puffersystem im Blut, insbesondere das Kohlendioxid/Bicarbonat-System, reguliert den pH-Wert eng in einem Bereich von 7,35 bis 7,45. Hierfür ist es jedoch auf die Ausscheidung von überschüssigen Säuren und Basen durch Lunge und Niere angewiesen. Bei Schädigung der Niere können diese jedoch nicht mehr über die Niere entfernt werden, so dass auf Dauer der pH-Wert in den sauren Bereich erniedrigt wird. Diese chronische metabolische Azidose hat mannigfaltige Auswirkungen auf den Stoffwechsel: Sie fördert die Muskel-Katabolie und verringert Protein- und Hämoglobinsynthese. Darüber hinaus kann sie den Kalzium-Phosphathaushalt stören und die Funktion des zentralen Nervensystems beeinträchtigen. Eine pathologische Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichts hin zur Säure kann auch die kardiale Erregungsbildung stören und so das kardiovaskuläre Risiko erhöhen.

Entwicklung der metabolischen Azidose

Voraussetzung für einen intakten Stoffwechsel ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen sauren und basischen Metaboliten in den Körperflüssigkeiten. Dabei wird der intrazelluläre pH über die Transport-eigenschaften der Zellmembranen und aktive Transportmechanismen, der extrazelluläre pH über ein ausgeklügeltes Puffersystem reguliert. Im Blut wird der pH-Wert innerhalb der engen Grenzen von 7,35 und 7,45 gehalten. Mit etwa 75 % den größten Anteil am Puffersystem des Blutes hat das Kohlendioxid/Bicarbonat-System, während das Hämoglobin-System etwa 25 % des Gesamtpuffers ausmacht, und das Dihydrogen-/Hydrogenphosphat-System etwa 1 % (siehe Abbildung). Steigt z.B. der Anteil der sauren Bestandteile im Blut, würde in erster Linie das Kohlendioxid/Bicarbonat-System eingreifen um über die Lunge (in Form von CO2) und über die Niere die überschüssigen Säuren aus dem Organismus entfernen. Da mit der Nahrung ständig Säuren und Basen aufgenommen und diese auch durch Stoffwechselvorgänge unaufhörlich gebildet werden, ist es erforderlich, dass das Puffersystem fortlaufend den pH-Wert im Blut nachreguliert. Bei Niereninsuffizienz kann der Puffer jedoch nicht bzw. nicht im ausreichenden Maß auf die Niere zur Elimination von Säuren und Basen zurückgreifen. Kurzfristig lässt sich dies über körpereigene Reserven ausgleichen, bei längerem Bestehen können die Bicarbonat-Spiegel und der pH-Wert jedoch nach unten verschoben werden. Man spricht dann von einer metabolischen Azidose. Die Diagnose der metabolischen Azidose ist oftmals schwierig, da es kaum spezifische Symptome gibt (Kasten links) und nur eine Blutgasanalyse zuverlässig niedrige pH- und Bicarbonat-Werte nachweisen kann. Das könnte sie auch interessieren: Einfluss der Ernährung auf die metabolische Azidose